Welche Inkassolösung ist die richtige für mich?
Die Evaluation einer zukunftsorientierten Inkassolösung setzt Kenntnisse der aktuellen technischen Möglichkeiten voraus, um diese in die Suche nach dem passenden Produkt einfliessen zu lassen. Dies stellt für viele Gläubiger eine grosse Herausforderung dar, weil sie über Erfahrungen aus der Vergangenheit verfügen, die digitale Revolution der letzten Jahre jedoch nicht hautnah miterlebt haben. Wir zeigen Ihnen auf, worauf Sie unbedingt achten müssen, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
In diesem Artikel beantworten wir Ihnen die folgenden zentralen Fragestellungen zur Evaluation einer zukunftsgerichteten Inkassolösung:
– Wie gehe ich dabei am besten vor?
– Welche möglichen Fehler gilt es zu vermeiden?
– Was muss ich dabei beachten?
Viele Organisationen tendieren dazu, den klassischen Ansatz zu wählen. Das heisst, sie entwickeln einen Anforderungskatalog und lassen diesen durch verschiedene Anbieter ausfüllen um am Ende mittels Gewichtung der Kriterien und Bewertung der Antworten den besten Anbieter zu selektieren.
Anforderungen an eine zukunftsgerichtete Lösung
Als gefährlich erweist sich dabei die Tatsache, dass die Anforderungen an die zukünftige Lösung aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit zusammengestellt werden. Damit fehlen jedoch wesentliche Anforderungen an eine zukunftsgerichtete Lösung, weil diese Anforderungen in der Vergangenheit nicht bekannt/relevant waren. Sie möchten jedoch Ihre Inkassolösung für die Zukunft evaluieren, nicht für die Vergangenheit.
Reduktion von eSchKG auf «Schnittstelle»
In 95% der uns bekannten Anforderungskataloge wird das Thema eSchKG durch eine einzige Anforderung repräsentiert und als «Schnittstelle» betrachtet. Sowohl heute als auch in Zukunft ist es von zentraler Bedeutung, dass eSchKG das Zentrum einer modernen Inkassolösung bildet und nicht eine Schnittstelle. Wir gehen später im Artikel detaillierter darauf ein – so viel vorweg:
Wir haben für Sie jene Anforderungen als Auszug zusammengestellt, welche wir für eine zukunftsgerichtete Lösung als zentral erachten, die jedoch in den meisten Anforderungskatalogen zumindest teilweise fehlen: Auszug Anforderungskatalog Inkasso
Die theoretische Abhandlung
Das klassische Vorgehen mittels theoretischer Abhandlung von Anforderungen und einer darauf basierten Evaluation hatte sich in früheren Zeiten ergeben. Grund dafür war, dass bereits vor der Installation einer Lösung geklärt werden musste, welche Lösung installiert werden soll, weil die Installation und das Einrichten der Lösung entscheidende Kosten verursachten.
Der grosse Nachteil dieses Vorgehens: Die theoretische Auseinandersetzung mit der zukünftigen Arbeitsweise und den sich daraus ergebenden Anforderungen sowie möglicher Lösungen dazu, sind nicht deckungsgleich mit deren praktischer Anwendung. Am konkreten Beispiel von Inkassolösungen geht aus der Theorie beispielsweise nicht hervor, wie die Nutzung der Möglichkeiten von eSchKG die Arbeit im rechtlichen Inkasso in der Praxis prägt und welche neuen Herausforderungen sich dadurch ergeben.
Nutzenpotentiale von eSchKG
Als Schnittstelle für die elektronische Kommunikation liefert eSchKG nur ca. 10% des potentiellen Nutzens. Um die weiteren 90% des potentiellen Nutzens von eSchKG zu erschliessen, muss eine Inkassolösung eSchKG ins Zentrum der Lösung rücken. Das heisst, eSchKG steuert die Prozesse der Lösung, eSchKG bildet wesentliche Bedingungen und Anforderungen an Prozessschritte, eSchKG ist somit in ziemlich jede Aktivität in der Lösung aktiv oder zumindest passiv involviert. Genau darin unterscheiden sich die angebotenen Inkassolösungen und deren Nutzenpotential für den Gläubiger fundamental.
Theorie ≠ Praxis
Aus der Theorie lässt sich nicht ableiten, welche Möglichkeiten und Herausforderungen sich aus der maximalen Nutzung des Potentials von eSchKG ergeben. Dies zeigt sich erst bei der praktischen Anwendung, wobei auch die damit verbundenen neuen Herausforderungen ersichtlich werden.
eSchKG funktioniert in der Theorie wunderbar. In der Praxis auch, vorausgesetzt, dass sich alle betroffenen Parteien an die technischen Vorgaben zum eSchKG-Standard halten.
– Was jedoch, wenn etwas unerwartetes eintritt?
– Wie oft tritt etwas unerwartetes ein?
– Erkennt ein System das unerwartete Ereignis?
– Wie geht das System mit einem unerwarteten Ereignis um?
– Wer unterstützt Sie bei der Behebung solcher Ereignisse?
– Ist die Behebung unerwarteter Ereignisse mit Kosten verbunden?
– usw.
Dazu gibt es viele Fragestellungen, deren man sich erst durch die praktische Anwendung bewusst wird.
Die Lösung – Evaluation mit Praxisbezug
Die Qualität Ihrer Evaluation können Sie massgeblich steigern, indem Sie sich mit der zukünftigen Arbeitsweise in der praktischen Anwendung auseinandersetzen und praktische Erfahrungen sammeln. Wie eingehend erwähnt, war dies bislang nicht möglich, da praktische Erfahrungen erst nach der kostspieligen Einführung einer Lösung gesammelt werden konnten. Man musste sich demnach auf oberflächliche und theoretische Systemdemos und Präsentationen von Verkäufern verlassen. Doch geschrieben wird viel und kaum ein Produkt schaut bereits bei der Demo durch den Verkäufer schlecht aus. Auch eine «Simulation» von Geschäftsvorfällen in einer Testumgebung widerspiegelt nicht die praktische Nutzung in der Realität. Die spannende Frage lautet jeweils «Wie erlebe ich dieses Produkt bei der Arbeit in meinem Umfeld?».
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