Auch unangenehme Dinge wie ein Forderungsfall können dank dem Startup und mithilfe der Uni Bern unaufgeregt digital abgeschlossen werden.
(Auszug aus dem Artikel der Handelszeitung vom 19.03.2020)
Jedes Jahr werden in der Schweiz rund drei Millionen Betreibungen eingeleitet. Gläubigerfirmen, die weder über eigene Fachleute noch Anwälte verfügen, scheuen oft ein rechtliches Inkasso und den zeitlichen und nervlichen Aufwand.
Ein Startup hat sich dieses Problems im vorletzten Jahr angenommen. Tilbago mit Sitz in Luzern verfolgt das Ziel, Gläubigern durch Innovation eine einfache Online-Bewirtschaftung und -abwicklung des rechtlichen Inkassos zu ermöglichen (siehe «Handelszeitung» Nr. 47 vom 22. November 2018). David Fuss (60) ist Gründer und CEO von Tilbago und freut sich über einen gelungenen Start. «Die Anfangseuphorie war gerechtfertigt. Unsere Kunden sind Gläubigerunternehmen, die ihre Betreibungen und Verlustscheine selbstständig und online erledigen können; die ganze Interaktion mit den Betreibungsämtern erfolgt elektronisch. Es zeigt sich sogar, dass unsere Lösung letztlich die Inkassobüros überflüssig machen wird.»
Zum Angebot von Tilbago gehören auch aktives Monitoring, Echtzeit-Adressverifikation und Online-Integrationen beispielsweise mit dem Handelsregister oder dem SHAB. Geschäftsführer Fuss weiter: «Auf Kundenseite haben wir grosse Fortschritte erzielt. Zurzeit nutzen über tausend Unternehmen sowie mehrere hundert Privatkunden unsere Lösungen. Wir haben richtig gute Rückmeldungen erhalten und verfügen durch unser Angebot bereits über die grösste Anzahl von Gläubigern in der Schweiz.» Zu den Kunden gehören Finanzinstitute, Gesundheitsunternehmen und Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen. Interessant ist das neue Angebot auch für Städte und Gemeinden. Denn Tilbago bedient laut Fuss bereits über 100 Verwaltungen. Hanspeter Frischknecht beispielsweise ist Abteilungsleiter der Finanzverwaltung Neuenhof und setzt die neue Applikation bereits ein: «Für die Erstellung und Einreichung von Begehren hat sich unser Aufwand um 80 % verringert und für die Pendenzen und die Verfahrensüberwachung um 50 %.»
Selbstverständlich gibt es weiterhin Anbieter, die klassisch dem Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs folgen. Laut Fuss würden die Nutzer bei diesem Vorgehen aber detaillierte Fachkenntnisse des rechtlichen Inkassoprozesses benötigen. Bei Tilbago hingegen würden die Nutzer intelligent unterstützt – so, dass auch Anwender ohne Vorkenntnisse oder IT-Flair das Inkasso leicht umsetzen könnten.
Akademische Inputs der Universität Bern, Sparringpartner PF Lab von PostFinance
«Unser Anspruch geht weit über die reine Abwicklung des Inkassoprozesses hinaus. Wir zeigen unseren Kunden den direkten Weg zum Geld. Dazu setzen wir auf die KI-Software i-views von Empolis (semantische Graphdatenbank-Technologie) in Kombination mit Machine-Learning- und Robotics-Ansätzen. In diesem Bereich werden wir durch das Innovationslabor PF Lab von PostFinance als Sparringpartner unterstützt.» Postfinance hat sich an Tilbago beteiligt. David Fuss, der an der Universität Bern ein Executive MBA in Marketing Management absolvierte, legt viel Wert auf die Zusammenarbeit mit der Uni. «Der aus Deutschland stammende Professor Harley Krohmer ist Direktor des Instituts für Marketing und Unternehmensführung an der Universität Bern und gleichzeitig unser Verwaltungsratspräsident. Ein gemeinsames Projekt ist der EMBA mit Fokus auf digitale Transformation und marktorientierte Unternehmensführung. Dort können wir sowohl im Studium wie in der Forschung aufzeigen, wie ein Startup erfolgreich geplant und weiterentwickelt werden kann und wie man theoretische Marketingansätze in der Praxis einsetzt. Wir profitieren von den neusten theoretischen Erkenntnissen in den Bereichen Digital Business, Betriebswirtschaftslehre und Marketing, die Universität profitiert von unseren praktischen Erfahrungen, die wir am Markt sammeln.» Derzeit lernt an der Uni Bern eine Studierendengruppe im Master Betriebswirtschaftslehre am Beispiel von Tilbago die Anwendung neuster digitaler Marketingtechniken.
Wickeln Sie Ihren nächsten Betreibungsfall ebenfalls über die dezente Betreibungsplattform von tilbago ab: Registrieren und direkt loslegen.
Den vollständigen Artikel der Handelszeitung vom 19.03.2020 können Sie direkt als pdf herunterladen:
